Der Heilige der Pest und Seuchen

Der Heilige der Pest und Seuchen

Veröffentlicht am 22.01.2021
Autor: Andrea Clemens

Unter Corona-Bedingungen hat die Kirchengemeinde St. Leo Rödersheim zum 373. Mal das Sebastianusfest als Gelübdefest gefeiert. Kleiner als üblich, aber nicht weniger bedeutungsvoll. Im Gegenteil.

Der 20. Januar ist für St. Leo Rödersheim ein fester Termin – auch während Corona. „Sebastianus darf nicht ausfallen“, sagte Pfarrer Michael Hergl in seiner Begrüßung zu diesem etwas anderen Sebastianusfest. „Sebastian als Heiliger der Pest und Seuchen ist gerade jetzt aktueller denn je.“ In Rödersheim geht dieser Tag zurück auf ein 1648 von den 69 verbliebenen Einwohnern geleistetes Gelübde, das diese nach den überstandenen Schrecken und Hungersnöten des 30-jährigen Krieges dem Heiligen Sebastian leisteten. Seither wird dessen Namenstag, der 20. Januar, nun als Feier-, Ruhe-, Fast- und Abstinenz-, Gebets- und Opfertag festlich begangen.

Sebastianusfest in Corona-Zeiten
Kleiner Kreis statt volle Kirche

Eigentlich ist der Sebastianustag seit Gründung der Großpfarrei Heiliger Sebastian, bestehend aus den Kirchengemeinden St. Leo Rödersheim, St. Medardus Mutterstadt, St. Michael/St. Cäcilia Dannstadt-Schauernheim und St. Peter Hochdorf, zugleich Patronatsfest und Höhepunkt der Woche des Großen Gebets, mit der sich die vier Gemeinden mit verschiedenen Veranstaltungen geistlich auf diesen Tag vorbereiten. Das musste in diesem Jahr wegen der Pandemie ausfallen.

Auch für das feierliche Amt und die Abendmesse mussten neue Formen gefunden werden, da die Kirche zu diesem Anlass üblicherweise voll besetzt ist. Unter den geltenden Abstandsregeln war dies nicht möglich. Daher fand die Festmesse auch nicht in Konzelebration vieler Pfarrer und Diakone in einem großen Kreis von Ministranten statt, sondern wurde vom Festprediger Rudolf Schlenkrich geleitet. Nach einem Rückblick auf das Leben und Leiden des Heiligen stellte er in den Mittelpunkt seiner Predigt, dass jeder Mensch seinen Wert habe, da jeder ein Liebesgedanke Gottes sei.

Im Livestream in die Wohnzimmer

„Gott geht mit uns in dieser schweren Zeit und gibt uns Kraft und Fantasie, mit der Krankheit umzugehen“, sagte Schlenkrich und nahm Bezug auf den Heiligen Sebastian. Musikalisch begleitet wurde die Festmesse von Angelika Grote an der Orgel und Rudolf Scholl, der vom festlich geschmückten Sebastianusaltar aus die Hymnen und Choräle sang.

Als Gemeinde feierten symbolisch Vertreter der vier Gemeindeausschüsse und Pfarreiräte, des Pastoralteams, aus der Politik sowie der frühere Gemeindepfarrer Raimund Röther den Gottesdienst mit. Traditionell führte der Rödersheim-Gronauer Ortsbürgermeister Thomas Angel (FWG) den Opfergang an. Die übrigen Gemeindemitglieder konnten Messe und Abendandacht daheim per Livestream mitfeiern. „Ich habe gerade im Vorfeld zu diesem Tag viele Anfragen von Älteren bekommen, die wissen wollten, wie das denn geht mit dem Livestream“, sagt der Rödersheimer Gemeindeausschussvorsitzende Bernd Hetterich über die Resonanz auf dieses Angebot.

Den Tag über bestand die Möglichkeit, zum stillen Gebet und zur Anbetung in die Kirche St. Leo zu kommen, wo auf dem Sebastianusaltar die Monstranz mit der Reliquie des Heiligen sowie am Hochaltar das Allerheiligste ausgesetzt waren.

Veröffentlicht in "Die Rheinpfalz" vom 22.01.2021